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Zur Geschichte des historischen Ortes

Das Krankenhaus bis 1933

Am 1. Oktober 1875 wurde nach dreijähriger Bauzeit eine zentrale psychiatrische Heil- und Pflegeanstalt für das Herzogtum Anhalt eröffnet. Zunächst für nur 132 Kranke konzipiert, stieg die Zahl schnell auf mehr als das Dreifache und führte immer wieder zu Erweiterungsbauten.

Einen gravierenden Einschnitt brachten zunächst nur die Jahre des Ersten Weltkrieges. Geringe finanzielle Mittel, das Auftreten von Pocken- und Typhusepidemien und ein Hungersterben gegen Ende des Krieges ließen die Belegungszahl sinken und die Todesrate steigen. Erst in den 1920er Jahren verbesserte sich die Situation für die Patientinnen und Patienten wieder spürbar.

Die Auswirkungen der NS-Diktatur auf das Krankenhaus

Mit dem Beginn der nationalsozialistischen Diktatur galt die Leistungsfähigkeit eines Menschen als wichtigstes Kriterium für seine Bewertung. Unterstützung sollten nur diejenigen erhalten, die auch einen Nutzen für die sog. Volksgemeinschaft erbringen konnten. Kranke und behinderte Menschen, die nicht mehr oder noch nie in gewünschtem Maße arbeiten konnten, galten als „Ballastexistenzen“ und deshalb als „lebensunwert“. Den sinkenden Kostensätzen für ihre Betreuung folgten bald Zwangssterilisation und Mord als zentrale Maßnahmen der NS-Gesundheits- und Rassenpolitik.

Die „Euthanasie“-Anstalt Bernburg

Im Sommer fiel in der Verwaltungszentrale der 1.Phase der "Euthanasie" in Berlin die Entscheidung, die Gasmordanstalt Brandenburg/Havel nach Bernburg/Saale zu verlegen. Danach erfolgte für einen Zeitraum von drei Jahren eine Teilung der Landes-Heil- und Pflegeanstalt Bernburg in einen therapeutischen Bereich (Anhaltische Nervenklinik) und in eine „Euthanasie“-Anstalt (Heil- und Pflegeanstalt).

Im Keller des Männerhauses II wurden ein kleiner Raum mit Fliesen ausgekleidet und zwei stationäre Verbrennungsöfen eingebaut. Zwischen dem 21. November 1940 und August 1941 wurden hier mehr als 9.000 Männer, Frauen und Kinder noch am Tage ihrer Ankunft ermordet und ihre Leichen verbrannt. Die Transporte kamen aus 40 psychiatrischen und Pflegeanstalten der Provinzen Brandenburg, Sachsen und Schleswig-Holstein, den Ländern Anhalt, Braunschweig und Mecklenburg sowie aus Berlin und Hamburg.

Die „Sonderbehandlung 14f13“

Im Jahr 1942 folgte in Bernburg auf die "Euthanasie" die "Sonderbehandlung 14f13", die sich gegen Häftlinge aus Konzentrationslagern richtete. Insgesamt starben in Bernburg etwa 5.000 Männer und Frauen aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Flossenbürg, Groß-Rosen, Neuengamme, Ravensbrück und Sachsenhausen. Zu den Opfern gehörten nach den Haftgründen neben Jüdinnen und Juden auch Sinti und Roma, Zeuginnen und Zeugen Jehovas, sog. Asoziale, als "Berufsverbrecher" Inhaftierte und Homosexuelle. Im Spätsommer 1943 wurde die "Euthanasie"-Anstalt Bernburg aufgelöst.